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Anton Tschechow

Porträt von Anton Pawlowitsch Tschechow im schwarzen Anzug sitzend auf den grünen Sessel

Porträt von Anton Pawlowitsch Tschechow, 1898, Maler Osip Braz

Anton Pawlowitsch Tschechow (Russisch: Антон Павлович Чехов) (1860 – 1904) ist ein bedeutender russischer Schriftsteller und Dramatiker. Mit seinen humorvollen Kurzgeschichten bringt er die Leser heute noch zum Lachen. Seine seriösen Erzählungen animieren zum Nachdenken über die Rolle des Menschen in dieser Welt. Tschechows Dramen wie „Der Kirschgarten“, „Onkel Wanja“, „Drei Schwestern“ und „Die Möwe“ zählen zu den meistgespielten Theaterstücken weltweit.

Lebenslustig und witzig, hatte Anton Tschechow einen scharfen Sinn für Humor und konnte große Gesellschaften mühelos unterhalten. Gleichzeitig war er einsam und ernst. Er glaubte, dass nur jemand, der viel und hart arbeitet und so für das Wohl anderer sorgt, ein anständiger Mensch sein kann.

Auf der Bühne schafft Tschechow eine sehr emotionale spannende Stimmung, die eine kommende Veränderung vorahnen lässt. Es gibt nicht viel Action. Die Spannung wird hauptsächlich durch Dialoge und Emotionen der Charaktere erzeugt.

Anton Tschechow war auch ein genialer Erzähler. Als ausgezeichneter Menschenkenner hatte er einen besonderen Talent dafür, humorvoll ernste Dinge des Lebens zu beschreiben, und war ein Meister des Unausgesprochenen.

„Ich empfehle von Herzen, Tschechows Werke so oft wie möglich zur Hand zu nehmen und durch sie hindurchzuträumen, wie das ein Leser tun soll,“ Vladimir Nabokov (russischer Schriftsteller).

Die bekanntesten Werke von Anton Tschechow:
Deutscher Titel Russischer Titel (Erscheinungsjahr)
Dramen:
Iwanow Иванов (1887)
Die Möwe Чайка (1895)
Onkel Wanja Дядя Ваня (1896)
Drei Schwestern Три сестры (1900)
Der Kirschgarten Вишневый сад (1903)
Geschichten und Erzählungen:
Der Tod des Beamten Смерть чиновника (1883)
Der Dicke und der Dünne Толстый и тонкий (1883)
Das Glück Счастье (1887)
Kaschtanka Каштанка (1887)
Schlafen, nur schlafen! Спать хочется (1888)
Das Duell Дуэль (1891)
Krankensaal Nr. 6 Палата N 6 (1892)
Der schwarze Mönch Черный монах (1893)
Anna am Hals Анна на шее (1895)
Ariadna Ариадна (1895)
Der Mensch im Futteral Человек в футляре (1896)
Die Dame mit dem Hündchen Дама с собачкой (1899)
…und viele andere.

„Tschechow lebt“: Werke von Anton Tschechow online hören.

Die internationale Aktion „Tschechow lebt“ (Russisch: „Чехов жив“) wurde zum 155. Jubiläum des russischen Schriftstellers organisiert. Sie startete am 25. September 2015 und lief 24 Stunden. Ca. 500 Teilnehmer, darunter bekannte russische Schauspieler, Schriftsteller, Musiker, Sportler und viele andere Menschen lasen aus den Werken von Anton Tschechow vor. Die Lesung wurde auf YouTube live übertragen. Jetzt sind die aufgenommenen Werke einzeln verfügbar. Die Aktion „Tschechow lebt“ wurde von Google, dem Tschechow Theater in Moskau und der Russischen Buch Union organisiert.

Das Leben von Anton Tschechow

Anton Tschechow wurde am 29. Januar 1860 in Taganrog geboren. Zusammen mit fünf Geschwistern wuchs er in der Familie eines Kaufmanns auf und genoss eine strenge, aber sehr gute Erziehung. Wegen schlecht laufender Geschäfte war die Familie jedoch gezwungen Taganrog zu verlassen, zog nach Moskau und lebte eine Weile in sehr ärmlichen Verhältnissen.

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1879 fing Anton Tschechow ein Studium an der medizinischen Fakultät der Moskauer Staatsuniversität an. Bereits im Gymnasium schrieb Tschechow komische Kurzgeschichten und publizierte sie in diversen Zeitschriften. Dadurch konnte er auch sein Studium finanzieren. Seine ersten Erzählungen, Witze und Notizen erschienen unter verschiedenen Künstlernamen wie Antoscha Tschechonte (Russisch: Антоша Чехонте), „der Mann ohne Milz“ oder „der Bruder meines Bruders“.
Nachdem Tschechow mit dem Studium fertig war, ging er als Arzt nach Woskresensk (heute Stadt Istra), arbeitete in einem Krankenhaus und schrieb fleißig weiter.

Seit 1886 veröffentlichte Tschechow regelmäßig seine Kurzgeschichten in der renommierten Zeitung „Nowoje Wremja“ (Russisch: „Новое время“). Nun unterschrieb er mit seinem eigenen Namen und wurde immer populärer. Die Resonanz auf seine 1886/87 veröffentlichen Sammelwerke „Bunte Erzählungen“ (Russisch: „Пестрые рассказы“), „Unschuldige Gespräche“ (Russisch: „Невинные речи“) und „In der Dämmerung“ (Russisch: „В сумерках“) war sehr positiv. Ermutigt durch Unterstützung bekannter Literaturkritiker und Autoren, widmete sich Tschechow immer mehr dem Schreiben und sah es nicht mehr als netten Nebenverdienst, sondern als seine Berufung.

Tschechow hatte sich schon als Kind für das Theater interessiert und schrieb auch Bühnenstücke. 1887 spielte ein beliebtes Moskauer Korsch Theater zum ersten Mal sein Drama „Iwanow“. Die Resonanz auf die Aufführung war gespalten aber eher positiv. Jedenfalls redete man über den jungen Autor und seine innovativen Ideen.

Ein wichtiger Meilenstein im Leben von Anton Tschechow war seine Reise auf die Insel Sachalin 1890. In diese finstere Gegend Russlands wurden Sträflinge und politische Gefangene verbannt. Während seines dreimonatigen Aufenthalts auf Sachalin hat Tschechow den Alltag der Einwohner und Sträflinge hautnah erlebt und dokumentiert. Er besuchte Gefängnisse, arbeitete als Arzt, Forscher, Soziologe und führte sogar eine Volkszählung durch. Seine Eindrücke verarbeitete Tschechow in seinem Buch „Insel Sachalin„.

Auf seiner Rückreise über den Indischen Ozean hielt Tschechow in Hongkong und Singapur und fuhr weiter über das Mittelmeer nach Odessa im Schwarzen Meer.
1891 reiste er zusammen mit seinem Verleger Suworin erstmals nach Europa. Besonders beeindruckt war Tschechow von Venedig, besuchte auch Wien, Florenz, Rom, bestieg den Vesuv und fuhr über Nizza und Monte Carlo nach Paris.

Anfang der 90er Jahre gehörte Tschechow zu den meistgelesenen Autoren Russlands. Seine Erzählungen erschienen regelmäßig in guten Zeitschriften und wurden als Sammelwerke mehrmals verlegt. Seine Theaterstücke liefen auf den besten Bühnen von
Moskau und St. Petersburg.

1892 kaufte Tschechow ein Haus in Melichowo, einem Dorf unweit von Moskau. Hier lebte er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern. In Melichowo schrieb Tschechow einige seiner bekannten Werke, darunter die Dramen „Die Möwe„, „Onkel Wanja“ sowie Erzählungen „Der schwarze Mönch„, „Krankensaal Nr. 6„, „Der Mann im Futteral„, „Ein flatterhaftes Wesen “ und andere.

In den 90er Jahren war Tschechow nicht nur als Schriftsteller produktiv, sondern engagierte sich auch sozial. Er errichtete Schulen für Bauernkinder, baute ein Feuerwehrpunkt, beteiligte sich am Straßenbau, organisierte Baumpflanzaktionen, eröffnete eine Arztpraxis, in der er kostenlos die Einwohner anliegender Dörfer behandelte, und kämpfte gegen die Cholera-Epidemie von 1892-93.

Tschechow war überhaupt sehr aktiv und konnte nicht faul herumsitzen. Er fuhr öfter nach Moskau und St. Petersburg, traf sich mit Schriftstellern und Künstlern, ging ins Theater oder nahm an offiziellen Veranstaltungen teil. 1895 besuchte Tschechow Leo Tolstoi in Jasnaja Poljana, der ihm aus seinem Roman „Auferstehung“ vorließ. Seitdem blieben die beiden Schriftsteller im Kontakt. Später besuchte Tolstoi Tschechow im Krankenhaus und in Jalta.

Anton Tschechow, Porträt-Foto schwarz-weiß

Anton Tschechow, Porträt mit Autogramm auf dem Titelblatt des ersten Bandes der gesammelten Werke, 1902, Fotograf: Opiz

Bereits seit seiner Jugend litt Tschechow an Tuberkulose. Im Frühjahr 1897 verschlechterte sich sein Zustand so sehr, dass er mit einer inneren Blutung in ein Krankenhaus in Moskau eingeliefert wurde. Auf dringenden Rat der Ärzte fuhr er in den Süden und blieb eine Weile in Nizza. Nach einem kurzen Aufenthalt in Melichowo, ging Tschechow im Winter 1898 nach Jalta, in die Krim. Hier baute er ein Haus und legte einen schönen Garten an. Selbst schwer krank, kümmerte er sich intensiv um andere Tuberkulosekranke, die sich keinen Arzt leisten konnten.

Doch immer wieder zog es Tschechow nach Moskau und St. Petersburg, in das lebhafte Kultur- und Theaterleben. 1898 lernte er eine bekannte Schauspielerin Olga Knipper kennen, die Hauptrollen auch in seinen Theaterstücken spielte. Im Mai 1901 feierten die beiden ihre Hochzeit.

Wegen seiner Gesundheit lebte Tschechow seit 1901 in Jalta, monatelang getrennt von seiner Frau, die in Moskau immer noch als Schauspielerin Erfolge feierte. Doch ihre Briefe zeigen, dass die beiden sich sehr liebten, gegenseitig respektierten und an der Trennung litten. In Jalta schrieb Tschechow unter anderem das Schauspiel „Drei Schwestern“ und sein letztes Drama „Der Kirschgarten„.

Im Frühjahr 1904 verschlechterte sich Tschechows Zustand wieder. Begleitet von Olga Knipper fuhr er nach Deutschland, zum Heilkurort Badenweiler. Doch die Krankheit war bereits zu sehr fortgeschritten. Angeblich orderte Anton Tschechow kurz vor seinem Tod am 15. Juli 1904 ein Glas Champagner, trank es langsam aus und starb kurz darauf in seinem Bett im Hotel Sommer in Badenweiler. Begraben wurde Tschechow auf dem Friedhof des Neuen Jungfrauenklosters in Moskau.

1908 ließen seine Freunde und Anhänger am Badenweiler Burgberg ein Bronzedenkmal für Anton Tschechow errichten. Gleichzeitig brachte man am Hotel Sommer (heute Rehaklinik Park Therme) eine Gedenktafel an.

Im Juli 1998 wurde in Badenweiler ein Literarisches Museum „Tschechow Salon“ eröffnet.
Adresse:
Kurhaus Badenweiler, Wiesengeschoss,
79410 Badenweiler
Öffnungszeiten: täglich von 10-18 Uhr (ganzjährig)
Eintritt frei
Telefon: 0 76 32 – 72 121

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