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Wodka

Wodka – ein ganz besonderes Wässerchen

Wodka

In Russland ist Wodka nicht einfach irgendein alkoholisches Getränk – er ist ein Teil der russischen Kultur. Je nach Anlass sorgt Wodka für fröhliche Geselligkeit, macht die Trauer erträglicher oder besiegelt wichtige Verträge. Bei all dem gilt: nur ein qualitativ hochwertiger Wodka – und in Maßen getrunken – garantiert den perfekten Genuss!

Was heißt Wodka?

Das Wort „Wodka“ (auf Russisch ‚водка‘) kommt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt „Wässerchen„. „Wasser“ heißt auf Russisch „wodá“ (kyrillisch: вода [wadá]).
Erst seit dem 18. Jahrhundert ging der Name „Wodka“ in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Davor hatte das aus Getreide hergestellte Getränk verschiedene Namen, darunter „Brot Wein“, „Bitterer Wein“, „Kortschma“ und viele andere.

Wodka Preise in Russland

Das Föderale Amt für Regulierung des Alkoholmarkts überwacht in Russland die Herstellung, den Vertrieb und die Preise von Spirituosen. Damit will man unter anderem illegale Wodka-Produzenten vom Markt verdrängen. Sie zahlen keine Steuern und überschwemmen den russischen Markt mit billigen Wodkas und anderem hochprozentigem Alkohol.

Der Preis für die in der Russischen Föderation hergestellten bzw. in das Land importierten Wodkas wird regelmäßig den Marktbedingungen angepasst. Der Minimalpreis für 0,5 Liter Wodka mit einem Alkoholgehalt von 39-40 % Vol. wurde im Jahr 2023 auf 281 Rubel (ca. 3,55 Euro) erhöht. Wer einen billigeren Wodka kauft, unterstützt damit nicht nur den illegalen Handel, sondern schadet eventuell auch seiner Gesundheit.
Wechselkurs Rubel/ Euro / US-Dollar

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Wodka auf die russische Art trinken

Die Russen sind für ihre Trinkfestigkeit bekannt. Die Fähigkeit, von einem Trinkspruch zum nächsten nüchtern zu bleiben, liegt nicht nur an der körperlichen Verfassung der Russen: Es ist die Art und Weise, wie Wodka in Russland getrunken wird. Und hier sind die wichtigsten Regeln:

  1. Man trinkt Wodka zu einem guten Anlass und in einer guten Gesellschaft von mindestens drei Personen. Wer Wodka alleine und ohne Grund konsumiert, gilt als Trinksüchtig. Neben Geburtstag, Silvester und anderen Festen, gehören auch ein Treffen mit Freunden, ein erfolgreicher Geschäftsabschluss sowie ein Auto-, Fernseher- oder auch Schuhkauf zu guten Anlässen für eine gepflegte Wodka-Runde.
  2. Immer einen qualitativ hochwertigen Wodka wählen. Nur dann braucht man keine negativen Folgen fürchten.
  3. Traditionell bevorzugt man in Russland einen reinen nicht aromatisierten Wodka. Eine geöffnete Wodka-Flasche wird auf jeden Fall geleert. Wichtig dabei – Maß halten und nicht übertreiben!
  4. Die ideale Wodka-Temperatur liegt zwischen 5 und 7°С. Auf keinen Fall darf man Wodka im Tiefkühlfach aufbewahren. Die extreme Temperatur überlagert den natürlichen Geschmack eines guten Wodkas.
  5. Serviert wird Wodka in kleinen 5 cl Gläsern. Auf Russisch heißen solche Gläschen ‚стопка‘ [ßtópka]. Besonders Hartgesonnene trinken Wodka aus
    200 ml Gläsern. Das ist aber auch in Russland nicht jedermanns Sache!
  6. Während eines Trinkspruchs hebt man sein Wodka-Glas hoch und hält es so lange, bis der Trinkspruch zu Ende ist (egal, wie lange er dauert).
  7. In Russland trinkt man Wodka ‚do dna‘, das heißt ‚bis zum Boden‘ (russisch: до дна!). Aber Nippen oder Kippen? Bei dieser Frage streiten sich die Geister. Gourmets empfehlen, einen guten Wodka mit kleinen Schlückchen zu trinken und seinen feinen Geschmack auf der Zunge zergehen zu lassen. Das macht durchaus Sinn. Doch in Russland wird Wodka oft in einem Zug geleert. Vor allem wer als Mann an seinem Wodka-Glas nippt, gilt als uncool. In jedem Fall sollte man sein Wodka-Glas erst auf dem Tisch abstellen, wenn es leer ist.
  8. Sakuski – kleine Vorspeisen – sind ein wichtiger Teil russischer Trinkkultur. In Russland wird zu Wodka immer etwas Salziges zum Knabbern serviert. Bei einem richtigen russischen Fest werden appetitliche Häppchen so hoch gestapelt, dass die Tische zu ächzen scheinen. Wer es ganz traditionell mag, beißt einfach in eine Salzgurke, nimmt einen Happen eingelegter Pilze, ein Stück Brot mit Speck oder den Dörrfisch Wobla. Kaviar passt eher zu einem hochwertigen Wodka. Serviert wird Kaviar oft auf hartgekochten Eiern oder auf russischen Pfannkuchen Blini.
Roter Kaviar

Roter Kaviar zum Wodka

Russische Trinksprüche
Russische Rezepte: Vorspeisen

Wodka ist seit über tausend Jahren Teil der russischen Geschichte

Bevor Wodka nach Russland kam, versüßte der aus Beeren gemachte Trinkhonig das Leben des russischen Volkes. Der hochprozentige Honigwein wurde nur zu großen Festen zu Ehren heidnischer Götter aufgetischt. Er galt als heiliges Getränk und durfte nur von Priestern verteilt werden.

Bereits im 10. Jahrhundert soll der Großfürst Wladimir gesagt haben: „Wein ist die Fröhlichkeit für Russland, ohne ihn geht es nicht!“
Außerdem war Russland schon immer ein getreidereiches Land. Und so gehörte auch Kwas – ein aus Getreide gebrauter saurer Trank – zu den beliebtesten Durstlöschen im alten Russland. Im Laufe der Zeit fing man an, mit dem Honigwein und Getreide zu experimentieren. Durch die Zugabe von Getreide wurde der Wein noch stärker.
Laut russischen Chroniken, entstanden im Russland des 12. Jahrhunderts erste Brennereien. Zunächst wurde Wodka für medizinische Zwecke verwendet. Auch heute noch ist Wodka für viele Russen ein wichtiges Heilmittel.
Die Massenproduktion vom Brot-Wein begann Mitte des 15. Jahrhunderts. Um das russische Heer unterhalten zu können, führte Zar Iwan III. ein Staatsmonopol auf die Wodka-Produktion ein.

Bei legendären Festen am Hof der russischen Zaren durfte der Wodka natürlich nicht fehlen. Vor allem ist Zar Iwan der Schreckliche für seine prunkvolle Feste bekannt. Bei ihm kam Wodka in Silber- oder Goldgefäßen auf die Festtafel.
Im Jahr 1505 fing man an, Wodka nach Schweden und Estland zu exportieren. Und im Jahr 1533 ließ Zar Iwan der Schreckliche in Moskau die erste Schenke – auf Russisch „kabak“ (кабак) – für seine Leibgarde bauen.
Der für seine Trinkfestigkeit bekannte Zar Peter der Große schuf in Russland ein Netz staatlicher und privater Brennereien. 1751 war die Wodka-Steuer mit zeitweise bis zu 40% die wichtigste Einnahmequelle russischer Zaren.
Kaiserin Katharina die Große gab mit ihrem Erlass vom 1765 dem russischen Adel das exklusive Recht auf die Produktion alkoholischer Getränke.
Landadelige waren bemüht einen möglichst reinen Alkohol herzustellen und haben damals schon sehr hochwertige Wodkas produziert. Verschiedene Gewürze, Kräuter, Früchte und Beeren sorgten für ausgefallenen Geschmack der Hausschnapse. Staatliche Brennereien dagegen stellten meistens einen geschmackneutralen Wodka her.

Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte der berühmte russische Chemiker und Erfinder des Periodensystems der Elemente Dmitrij Mendelejew (russisch: Дмитрий Менделеев) seine Doktorarbeit über die Verbindungen von Spiritus mit Wasser. Ihm wird die Erfindung der Formel für einen vollkommen reinen Wodka zugeschrieben. Demnach sollte ein ausgewogener Wodka höchster Qualität 40 Volumenprozent Alkohol enthalten. 1894 erklärte Zar Alexander III. dies zum Standard für den russischen Wodka.

Russischer Wodka wird aus Getreide hergestellt. Bis Mitte des 19 Jahrhunderts war Roggen die Hauptzutat des russischen Wodkas. Erst später wurde Weizen für die Massenproduktion von Wodka verwendet. Aus Kartoffel machte man Wodka nur wenn es kein Getreide gab, zum Beispiel, nach dem zweiten Weltkrieg. Kartoffel-Wodkas gelten in Russland als minderwertig.

Mehrmals versuchten russische Zaren und sowjetische Machthaber durch Verbote oder Einschränkungen bei der Wodka-Produktion, den Alkoholkonsum in Russland einzudämmen. Doch erstens hatte das gravierende Folgen für die Staatskasse. Und zweitens waren illegal hergestellte Wodkas oft schlecht und zum Teil richtig gesundheitsschädlich.

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Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg (mit VIDEO)

6 Kommentare zu “Wodka”

  1. Agnes

    Woran erkenne ich illegale Produkte?
    Was sind echte russische Wodka Sorten?

    • Anastassia

      Es ist nicht einfach, illegale Wodkas zu erkennen. Folgende Merkmale können helfen:
      – Echte Wodkas haben immer einen Stempel mit dem Abfüllda­tum. Die Information auf dem Stempel muss gut lesbar sein. Bei illegalen Produkten kann dieses Datum fehlen oder das Datum auf dem Schraubverschluss stimmt nicht mit dem auf dem Etikett überein.
      – Die Flüssigkeit in der Flasche ist trüb, gelblich, leicht rosa etc. Ein hochwertiger Wodka sollte ganz klar sein und kein Sediment haben.
      – Das Etikett sollte die Information über den Hersteller enthalten (wie Stadt und Region) und gut angebracht sein. Ein schlecht angeklebtes Etikett mit schlechten Farben ist ein Zeichen einer Fälschung
      – Die Flasche muss gut verschlossen sein. Bei minderwertigen Wodkas kann es sein, dass der Schraubverschluss durchdreht oder dass der Sicherungsring fehlt.

      In Russland gibt es sehr viele Wodkas, zum Beispiel, Belebeevskaya (Белебеевская), 5 ozer (Пять озер), Russian Standard (Русский Стандарт), Beluga, Stolichnaya (Столичная), Putinka (Путинка), Gosudarev Zakaz (Государев заказ), Talka (Талка) etc.

  2. Anton Graf Pestalozza

    Wo kann ich die im Zusammenhang mit Artikel „Wodka“ gezeigten Gläser kaufen.
    Für eine Information dankbar, grüße ich freundlich
    Anton Graf Pestalozza

  3. Тень

    Wie heißen denn die großen Vodka-Gläser? Einfach Стакан?
    Или болшой водка-стакан?
    und woher kommt das Wort стопка?

    • Anastassia

      Das Wort СТОПКА = „Schnapsglas, Gläschen“ stammt vom Wort СТОПА [ßtopá] = „Fuß, Stapel“. Im alten Russland war СТОПА eine Maßeinheit, unter anderem für Länge und Volumen. Laut der russischen Enzyklopädie von Brockhaus und Efron wurde diese Maßeinheit vor allem für Wein gebraucht. Wie viel genau das war, ist unklar. Anhand von Preisangaben aus dem Jahr 1531 vermutet man, dass ein Fass (491,96 Liter) aus 200 СТОП bestanden haben könnte. Das würde ca. 2,46 Liter entsprechen.
      СТОПКА ist die Verkleinerungsform des Wortes СТОПА.
      Manchmal sagt man, dass das Wort СТОПКА mit dem russischen Wort СТО = „Hundert“ verwandt ist. Doch laut Experten stimmt das nicht.

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