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Kasus

  • Dieses Thema hat 10 Antworten und 6 Stimmen, und wurde zuletzt aktualisiert 20.10.2009 12:28 von tanael.
  • Verfasser
    Thema
  • #13077
    superhuk

      Hallo,

      ich habe vor 2 Monaten angefangen russisch zu lernen. Jetzt habe ich einen Punkt erreicht, an dem ich es für sinnvoll halte mich näher mit grammatischen Kategorien zu befassen. Hierbei bin ich NATÜRLICH auf die Kasus Präpositional und Instrumental gestoßen. Leider steht mir bisher nur Literatur zur Verfügung, die ein WANN-WAS beschreibt, aber mich interessiert auch das WARUM. Eine linguistische Erläuterung des Phänomens ist mir leider noch nicht in die Quere gekommen. Da das Verstehen sicher flexibler anwendbar ist als das Auswendiglernen hoffe ich hier auf aufschlussreiche Hinweise und füge folgende Beispiele an, die in der deutschen Sprache grammatikalisch absolut identisch sind:

      Der Junge sitzt auf dem Tisch
      Мальчик сидит на столе. (Präpositional)

      Der Junge sitzt unter dem Tisch
      Мальчик сидит под столом (Instrumental)

      Neben den Kasusmorphemen sehe ich hier den einzigen Unterschied in den Präpositionen. Welche Betrachtungsweise führt dazu, dass sie zu unterschiedlichen Kasus führen?

      Ich wäre auch dankbar für Literaturhinweise, zum Bereich Grammatik, Syntax und Linguistik der russischen Sprache.

      Liebe Grüße und vorab Dank für etwaige Bemühungen.

    10 Antworten anzeigen - 1 bis 10 (von insgesamt 10)
    • Autor
      Antworten
    • #15142
      oli
        • Beiträge: 2

        “Welche Betrachtungsweise führt dazu, dass sie zu unterschiedlichen Kasus führen?”

        Kasusmorphemen sind hier wichtig. Sie zeigen welcher Kasus ist das.

        #15138
        superhuk
          • Beiträge: 6

          Ich bedanke mich für die Antwort. Allerdings geht es doch etwas an meiner Frage vorbei.
          Natürlich ist mir klar, dass man am Morphem erkennen kann mit welchem Kasus man es zu tun hat. Das hilft mir aber nur beim Zuhören oder Lesen weiter. Bei eigenen Sprachäußerungen muss ich selbst wissen WANN WAS richtig ist und diesen Anspruch habe ich, wenn ich mir schon die Mühe mache eine Fremdsprache zu lernen.

          Trotzdem sehe ich, dass es sehr erfreulich ist, dass jemand Notitz von meiner Frage nimmt. Und mir ist bewusst, dass es selbst für Muttersprachler eine sehr schwierige Frage ist. Und als Logopäde weiß ich sehr wohl, wovon ich da rede.

          #15136
          eugenia
            • Beiträge: 6

            Hallo Superhuk,

            das ist schwierig zu antworten, warum es ist so.
            Aber das war auch für mich auf diese Frage zu beantworten.

            Für jeden Kasus in Russisch gibt es Unterkagorien:
            z.B. mit Präposizionen des Platzes

            für Instrumental sind das “unter”, “hinter”, “über”

            Noch ein Unterschied gibt es in den Fragen, die du stellst?

            Du fargst “Wo sitzt der Junge?” in beiden Fällen

            In Russisch kann mann die Fragen anderes stellen. Weil Fragewort “Wo” auf keinen besstimmten Kasus zeigt.

            MfG,
            Eugenia

            #15139
            superhuk
              • Beiträge: 6

              Hallo Eugenia,

              ich war lange nicht hier im Forum und entschuldige mich, dass ich so lange nicht auf deine Antwort reagiert habe.

              Ich habe mich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass es für ein tieferes Verstehen der Grammatik einfach unzureichend ist lediglich sinngemäße Übersetzungen zu haben. Man muss zum Verstehen der Grammatik über genauere Kenntnisse der Syntax und des Wortgebrauchs verfügen

              Zum Beispiel:

              U mija jest kniga
              sinngemäße deutsche Übersetzung: Ich habe ein Buch
              syntaktisch: BEI MIR IST BUCH

              Schon dieses Beispiel zeigt, dass es sinnvoll wäre eine Literatur zu haben, die genaue Auskunft über Syntax, Wortgebrauch und Wortbedeutung gibt, denn diese Unterschiede, die bei einer rein sinngemäßen Übersetzung nicht deutlich werden, haben NATÜRLICH auch Auswirkungen auf die Grammatik. Die Frage ist nur, ob eine solche Übersetzung ÜBERHAUPT in allen Fällen möglich ist.

              Nach meinem bisherigen Verständnis muss ja schon das bloße Vorhandensein der Kasus Präpositiv und Instrumental in der russischen Sprache dazu führen, dass es auch diverse Unterschiede in der Anwendung der Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ gibt. Ich vermute, dass man für ein exaktes Verständnis schon mit einer genaueren Analyse der Fragewörter anfangen müsste, die zu den einzelnen Kasus führen.

              #15140
              superhuk
                • Beiträge: 6

                @Eugenia

                Mir ist noch ein kleines Missverständnis aufgefallen:

                Meine Frage war nicht WO. Das Fragewort WO fordert eine Präposition bzw. eine präpositionale Bestimmung.

                Der Kasus in meinen Beispielsätzen fragte nach WEM oder WAS (Dativ). Auf wem oder was sitzt der Junge? Auf DEM Tisch / unter DEM Tisch

                #15143
                tanael
                  • Beiträge: 6

                  Hallo Superhuk,

                  deine Fragestellung zu deinen Beispielsätzen lautet nicht “Auf wem sitzt der Junge” sondern tatsächlich “Wo sitzt der Junge”. Im Deutschen steht hier ebenfalls ein Präpositionalgefüge (auf bzw. unter dem Tisch).
                  Im Deutschen steht nach den Präpositionen auf bzw. unter das Substantiv im Dativ, im Russischen steht bei den Präpositionen под in der Bedeutung unter der Instrumental, und bei на in der Bedeutung auf der Präpositiv.

                  Eine gute Literaturempfehlung habe ich noch für Dich:
                  Grammatik der Russischen Sprache von Ernst-Georg Kirschbaum (erschienen im Cornelsen Verlag).

                  Gruß
                  Tanael

                  #15134
                  bitpicker
                    • Beiträge: 5

                    @Superhuk 1435 wrote:

                    @Eugenia

                    Mir ist noch ein kleines Missverständnis aufgefallen:

                    Meine Frage war nicht WO. Das Fragewort WO fordert eine Präposition bzw. eine präpositionale Bestimmung.

                    Der Kasus in meinen Beispielsätzen fragte nach WEM oder WAS (Dativ). Auf wem oder was sitzt der Junge? Auf DEM Tisch / unter DEM Tisch

                    Bei Präpositionen muss man sich einfach merken, welcher Fall verwendet wird. Wenn du fragst ‘auf wem’ oder ‘unter wem’ benötigst du sowohl für Frage als auch Antwort eine Präposition, das ist nichts anderes als ‘wo’. Auf die Frage ‘wo’ antwortet im Russischen je nach Präposition meist der Präpositiv, aber bei der Präposition под ist es der Instrumental. Im Deutschen ist es in der Regel der Dativ (unter dem Tisch), aber je nach Präposition könnte es auch ein anderer Fall sein (unterhalb des Tisches).

                    Robin

                    #15135
                    bitpicker
                      • Beiträge: 5

                      @Superhuk 1434 wrote:

                      U mija jest kniga
                      sinngemäße deutsche Übersetzung: Ich habe ein Buch
                      syntaktisch: BEI MIR IST BUCH

                      Wenn man es streng nimmt, müsste es sogar ‘bei meiner ist Buch’ heißen, weil меня Genitiv ist. Tatsächlich fällt es mir leichter, mir solche Zusammenhänge mit Fällen zu merken, indem ich derartige wörtliche Übersetzungen zugrunde lege, auch wenn sie im Deutschen eigentlich falsch sind.

                      Robin

                      #15141
                      superhuk
                        • Beiträge: 6

                        Ich freue mich, dass zu meiner Frage so eine kleine Diskussion zustande kommt. Nach meiner Meinung ist aber die Aussage von Tanael einfach nicht ausreichend um das Phänomen zu erklären, da die Frage WO im russischen IMMER zum Präpositiv führen muss.

                        Ich denke, dass der Gedankengang von bitpicker auch meinem Gedankengang entspricht: Man muss sich mit der genauen Wortbedeutung und der Syntax auseinandersetzen, d.h., dass sich durch Wortbedeutung und Syntax in meinen Beispielsätzen

                        Мальчик сидит на столе. (Präpositional)

                        und

                        Мальчик сидит под столом (Instrumental)

                        auch die Fragestellungen WO (Präpositional) bzw. WOMIT (Instrumental) ergeben MÜSSEN und das ist etwas, was beim Versuch einer rein sinngemäßen Übersetzung nicht sichtbar wird. Wenn man aber versucht, die Fragestellungen mit Deutschen Wörtern zu erreichen, dann kann man vermuten, dass mit bestimmten Präpositionen eher ein Verhältnis zum Ausdruck gebracht wird. Zum Beispiel: Der Junge sitzt im Verhältnis zum Tisch unten. Die Präposition wird hier also MIT dem Bezugspunkt Tisch gesehen; Im Verhältnis WOMIT? Mit dem Tisch!!

                        Auffällig ist dabei, dass Präpositionen, die das Instrumental fordern, fast ausschließlich relativ unbestimmte Angaben bzgl. der Entfernung machen. So kann man z.B. 10 cm oder auch 100 m vor, über oder unter etwas sein. Dagegen sind Präpositionen, die das Präpositiv fordern eher konkret z.B. AUF oder IN etwas sein.

                        Fakt ist doch, dass nicht mal eben aus Jux und Dollerei das Instrumental eingesetzt wird. ALLES hat eine Regel, die sich erschließen lässt.

                        #15137
                        jermaine22
                          • Beiträge: 4

                          Gut gemerkt, das ist auch nicht verwunderlich, weil der Instrumental in den slawischen Sprachen auch die Funktionen des ursprünglichen Ablativs übernahm

                        10 Antworten anzeigen - 1 bis 10 (von insgesamt 10)
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