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Alexander Puschkin

Alexander Puschkin Büste

Alexander Puschkin

Alexander Sergeewitsch Puschkin (russisch: Александр Сергеевич Пушкин) (1799 – 1837) ist der größte Dichter Russlands. Seine Werke hatten einen enormen Einfluss auf die moderne russische Literatur und auf die Arbeiten von Fjodor Dostojewski, Leo Tolstoi, Nikolai Gogol, Anton Tschechow und anderen russischen Klassikern. Für die Russen bedeutet Puschkin mindestens so viel wie Goethe für die Deutschen oder Shakespeare für die Engländer.

Am 6. Juni feiert Russland den Geburtstag seines größten Dichters. Im Jahr 2011 wurde der 6. Juni außerdem zum offiziellen Tag der Russischen Sprache erklärt. Der Grund: Alexander Puschkin gilt als Begründer der modernen russischen Sprache.

In ihm spiegeln sich die russische Natur, die russische Seele, die russische Sprache, der russische Charakter in solcher Klarheit, in solcher reinen Schönheit, wie sich eine Landschaft in der gewölbten Fläche eines optischen Glases spiegelt.
Nikolai Gogol, Schriftsteller (1809-1852)

Mit genialer Leichtigkeit schrieb Puschkin über das Leben der Aristokraten genauso wie über die Sorgen der kleinen Leute seines geliebten Russlands. Doch das ist die Persönlichkeit Puschkins, die sich in jeder Strophe offenbart und seine Werke so einzigartig und faszinierend macht.

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In Puschkins Gedichten lernt der Leser einen leidenschaftlichen, spöttischen und selbstironischen jungen Mann kennen, der sich mit den ewigen Fragen des Lebens beschäftigt. Vor einundeinhalb Jahrhunderten ist es Puschkin gelungen, seine Gedanken so klar und lebendig auszudrücken, dass junge Leute von heute leicht ihre Gedanken darin erkennen können.

Drei Gedichte von Alexander Puschkin im Original geniessen: zum Anhören und Mitlesen

Die bekanntesten Werke von Alexander Puschkin:
Deutscher Titel Russischer Titel (Erscheinungsjahr)
Ruslan und Ljudmila Руслан и Людмила (1820)
Der Gefangene im Kaukasus (auch „Der Berggefangene“) Кавказский пленник (1821)
Die Raubbrüder Братья разбойники (1822)
Die Fontäne von Bachtschissaraj (auch „Der Springbrunnen von Bachtschissaraj“) Бахчисарайский фонтан (1823)
Die Zigeuner Цыганы (1824)
Boris Godunow Борис Годунов (1825)
Der Schneesturm Метель (1829)
Die kleinen Tragödien
(Sammelbezeichnung für vier Dramen):

  • Der geizige Ritter
  • Mozart und Salieri
  • Der steinerne Gast
  • Das Fest während der Pest (auch „Das Gelage während der Pest“)
Маленькие трагедии (1830)
(цикл из четырех драм):

  • Скупой рыцарь
  • Моцарт и Сальери
  • Каменный гость
  • Пир во время чумы
Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda Сказка о попе и о работнике его Балде (1830)
Jewgenij Onegin (oder Eugen Onegin). Ein Roman in Versen Евгений Онегин (1831)
Das Märchen vom Zaren Saltan Сказка о царе Салтане (1831)
Die Meerjungfrau Русалка (1832)
Dubrowskij (unvollendet) Дубровский (1832)
Das Märchen vom goldenen Hahn Сказка о золотом петушке (1834)
Pique Dame Пиковая дама (1834)
Der eherne Reiter. Petersburger Erzählungen Медный всадник (1834)
Die Erzählungen Belkins (auch „Powesti Belkina“) Повести Белкина (1834)
Das Märchen vom Fischer und dem Fischlein Сказка о рыбаке и рыбке (1834)
Die Hauptmannstochter Капитанская дочка (1836)
…sowie unzählige Gedichte (vor allem bekannte sind Puschkins
Liebesgedichte)

Über Alexander Puschkin

Puschkin-Statue

Puschkin-Statue vor dem Russischen Museum in Sankt Petersburg

Alexander Puschkin wurde am 6. Juni 1799 in Moskau geboren. Väterlicherseits stammte er aus einem alten Adelsgeschlecht. Sein Urgroßvater mütterlicherseits war ein äthiopischer Sklave, der dem Zaren Peter dem Großen geschenkt und sein Patenkind wurde.

Wie damals bei den russischen Adeligen üblich, sprach, lass und schrieb Puschkin als Kind vorwiegend auf Französisch. Doch sein Kindermädchen Arina Rodionowna erzählte ihm auch viele altrussische Märchen und Sagen, was sich vor allem in Puschkins späteren Werken bemerkbar machte.

1811 wurde Puschkin in das neue Elite Lyzeum in Zarskoje Selo (heute Puschkin) bei St. Petersburg aufgenommen. Beeinflusst von den Ideen der Französischen Revolution, strebte Puschkin nach Freiheit und Gleichheit für alle.

Nach dem Abschluss des Lyzeum 1817 blieb Puschkin in St. Petersburg und wurde pro forma als Beamter im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten angestellt. Er ging oft ins Theater, wurde aktiver Mitglied literarischer Gesellschaften Arsamas und Die Grüne Lampe und setzte sich für die Weiterentwicklung der russischen Sprache ein.

In dieser Zeit schrieb Puschkin meist lebensfrohe Gedichte, Märchen, Balladen und sein romantisches Verseepos „Ruslan und Ljudmila“(1820).

Dafür, dass Puschkin in seinen politischen Spottgedichten und Epigrammen den Zaren und einige Minister kritisierte, wurde er im Sommer 1820 nach Südrussland verbannt. Inspiriert von der traumhaften Natur und Werken des englischen Dichters Byron kreierte Puschkin hier seine romantische Poeme „Der Gefangene im Kaukasus“, „Die Zigeuner“ und „Die Raubbrüder“. Das sind Geschichten über enttäuschte Menschen, die auf der Suche nach Freiheit von der Zivilisation in die Wildnis fliehen. Doch da finden sie eine fatale Liebe, unlösbare Probleme und neue Enttäuschungen.

Da Puschkin sich in der Zeit sehr oft verliebte, schrieb er auch viele Liebesgedichte. 1823 begann er sein Verseepos „Jewgeni Onegin„.

1824 wurde Puschkin aus dem Ministerium entlassen und auf das Gut seiner Eltern geschickt. Hier litt der Dichter besonders an der Einsamkeit und führte einen intensiven Briefwechsel mit seinen Freunden in St. Petersburg. Er hielt auch Kontakt zu so genannte Dekabristen – jungen adeligen Rebellen, die im Dezember 1825 aus Protest gegen das absolutistische Regime dem neuen Zaren den Eid verweigerten und dafür später gehängt oder nach Sibirien verbannt wurden.

1825 schrieb Puschkin sein erstes historisches Verseepos „Boris Godunow“.

Nach dem Tod des Zaren Alexander I. Ende 1825 wurde Puschkin begnadigt und durfte wieder nach Moskau und 1827 auch nach St. Petersburg zurückkehren. Der neue Zar Nikolai I. hielt Puschkin für „den klügsten Mann Russlands“ und wurde sein persönlicher Zensor. Doch da Puschkins Verbindung zu Dekabristen bekannt war, wurde nicht nur seine Arbeit, sonder auch sein Leben streng überwacht, was den Freiheit liebenden Dichter sehr belastete.

Die drei Monate, die Puschkin im Herbst 1830 auf seinem Familiengut in Boldino verbrachte, waren sehr produktiv. Dort beendete er „Jewgeni Onegin“, schrieb seine erste Erzählung in Prosa „Die Erzählungen Belkins“, kreierte „Die kleinen Tragödien“ sowie viele Gedichte.

Puschkin und Natalia Gontscharowa

Puschkin und Natalia Gontscharowa – Boulevardring, Moskau

1831 durfte Puschkin endlich Natalia Gontscharowa heiraten, um deren Hand er lange geworben hat, und hatte mit ihr vier Kinder. Doch leider konnten die Puschkins nicht ungestört ihr Familienglück genießen. Beeindruckt von der Schönheit Natalias wünschte der Zar, sie öfter am Hof zu sehen. Indem er 1833 Puschkin zum Kammerjunker machte, verpflichtete der Zar den Dichter an den Hoffestlichkeiten teilzunehmen.

Das war schwere Zeit für Puschkin. Seine Veröffentlichungen wurden nicht mehr gut verkauft, und die finanzielle Lage verschlechterte sich. Nur dank der Unterstützung von Gontscharowas Verwandtschaft, konnte sich das Paar das teuere Leben in der Hauptstadt leisten. Zudem war das leichtsinnige Leben voller Intrigen Hofleben für Puschkin sehr belastend. Er litt auch öfter an Eifersucht.

1837 kam es infolge einer Intrige zu einem Duell mit dem französischen Emigranten und Gardeoffizier Baron Georges d’Anthes. In St. Petersburg kursierten Schmähschriften, die Puschkin den Titel des „Hornträgers“ verliehen und auf eine angebliche Affäre zwischen Puschkins Ehefrau Natalia Gontscharowa und dem gut aussehenden Franzosen (oder sogar mit dem Zaren Alexander I.) anspielten.
Der russische Dichter Alexander Puschkin war sehr abergläubisch. Als Puschkin jung war, soll ihm die damals bekannte deutsche Wahrsagerin Alexandra Kirchhoff vorausgesagt haben, dass er im Alter von 37 Jahren in große Schwierigkeiten wegen seiner Frau geraten würde. Vor allem sollte er weiße Pferde und weiße Köpfe meiden. Wenn ihm in dieser Zeit nicht zustößt, würde er lange leben. Puschkin nahm die Vorhersage ernst. Entweder versuchte er, blonden oder grauhaarigen Menschen aus dem Weg zu gehen, oder forderte sie extra heraus. Als Puschkin die Herausforderung des blonden Franzosen Georges d’Anthes annahm, war ihm wohl bewusst, dass er gegen sein Schicksal antreten würde. Bei dem Duell am 8. Februar wurde Puschkin mit einem Schuss in den Bauch tödlich verletzt und starb zwei Tage später, am 10. Februar 1837, in seiner Wohnung in St. Petersburg.

Die Nachricht über den Tod von Alexander Puschkin verbreitete sich schnell, und Tausende Menschen kamen, um sich vom genialen Dichter zu verabschieden. Aus Angst vor Unruhen liess die Regierung seinen Leichnam aus St. Petersburg in die Provinz überführen. In aller Stille wurde Puschkin im Swjatogorsky Kloster bei Pskow begraben.

Viele Werke von Alexander Puschkin wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht.

Kurz bevor Puschkin zum Duell aufbrach, traf er sich mit seinem Sekundanten im Literaturcafé. Puschkin wohnte ganz in der Nähe und war einer der Stammgäste der Konditorei. Eine Figur von Puschkin am Eingang in das Restaurant erinnert an den berühmten Dichter.

Russische Literatur

Alexander Puschkin
Roman in Versen: Jewgenij Onegin
3 Gedichte von Puschkin zum Anhören und geniessen

Iwan Gontscharow: sein „Oblomow“ erregte in ganz Russland viel Aufsehen
Fjodor Dostojewski: erforschte die Natur des Menschen
Leo Tolstoi: großer russischer Schriftsteller und Philosoph
Anton Tschechow: seine Dramen zählen zu den meistgespielten Theaterstücken weltweit
Michail Bulgakow: sein Roman „Der Meister und Margarita“ ist in Russland Kult

2 Kommentare zu “Alexander Puschkin”

  1. Sichert

    Liebe Freunde Puschkinscher Gedichte,
    ich würde mich über Kommentare zu den von mir erstellten folgenden drei Nachdichtungen freuen:

    Gedicht 1:

    An Tschaadajew
    Liebe, Hoffnung, Ruhm im Stillen
    Erwiesen sich als bloßer Schein.
    Denn bald schon schliefen Jugendgrillen
    Wie Träume, Morgennebel ein.
    Doch in uns brennt noch ein Verlangen:
    Geknechtet von fataler Macht,
    Der Seele Ungeduld erwacht,
    Den Ruf der Heimat zu empfangen.
    Mit sehnsuchtsvoller Zuversicht
    Erwarten wir der Freiheit Heil,
    Wie Jungverliebte Amors Pfeil,
    Wenn ihr Begegnungstag anbricht.
    Solange in uns Freiheit glüht,
    Das Herz der Ehre zugewandt,
    Mein Freund, wird Wunderkraft versprüht
    Im Seelenrausch fürs Vaterland!
    Denn, Kamerad, sei nun bedacht:
    Des Glückes Freudenstern geht auf,
    Wenn Russland aus dem Schlaf erwacht,
    Dann schreibt man unsre Namen auf
    die Trümmer finstrer Zarenmacht!

    Gedicht 2:

    Sendschreiben nach Sibirien
    Fern in Sibirien, tief im Berg
    Bewahrt Ihr stolz Geduld und Leben.
    Denn bleiben wird ein Leidenswerk
    Und Eures Geistes hohes Streben.
     
    Des Unglücks Schwester, treu im Leid –
    Die Hoffnung in des Kerkers Grauen –
    Weckt Frohsinn, Mut und stärkt Vertrauen:
    Sie kommt, die langersehnte Zeit!
     
    Denn Kerkerschranken sind zu schwach
    Um Lieb’ und Freundschaft aufzuhalten.
    Und bis in allertiefste Spalten
    Hallt meine freie Stimme nach.
     
    Wenn schwere Ketten Stück für Stück
    Zerbersten und Verliese beben,
    Empfängt Euch Freiheit und es geben
    Die Brüder Euch das Schwert zurück.

    Gedicht 3:

    Winterabend
    Der Sturm in finstrer, wilder Gier
    Wirbelt Schnee im Kreis umher.
    Heult herzzerreißend wie ein Tier,
    Weint, als ob ein Kind er wär.
    Zuweilen raschelt er im Stroh,
    Das am Dach die Löcher stopft.
    Auch klingt‘s, als wenn ein Wandrer froh
    Spät noch an ein Fenster klopft.

    Uns‘re Hütte, so arm und klein,
    Ist dunkel und hat Ritzen.
    Warum musst du, alt Mütterlein,
    Ganz still am Fenster sitzen?
    Wardst müde von der Sturmgewalt
    Du, geliebte Freundin mein?
    Vielleicht auch schlummertest du bald
    Durch des Spinnrads Surren ein?

    Trinken wir, Du gute Freundin
    Meiner Jugend. Her den Krug!
    Füll mein armes Herz mit Frohsinn,
    Harm und Kummer gab‘s genug!
    Sing das Lied von einer Meise,
    Die still hinterm Meer gelebt.
    Sing der Jungfrau frohe Weise,
    Wenn sie früh zum Brunnen strebt.

    Der Sturm in finstrer, wilder Gier
    Wirbelt Schnee im Kreis umher.
    Heult herzzerreißend wie ein Tier,
    Weint, als ob ein Kind er wär.
    Trinken wir, Du gute Freundin
    Meiner Jugend. Her den Krug!
    Füll mein armes Herz mit Frohsinn,
    Harm und Kummer gab‘s genug!

     

  2. Reinhard Sichert

    Sehr geehrtes Redaktions-Team,
    In der Anlage sende ich Ihnen meine eigene Nachdichtung von drei berühmten Puschkin-Gedichten ins Deutsche. Ich beschäftige mich seit längerer Zeit mit dem literarischen Schaffen des wohl größten und bekanntesten russischen Poeten und bin dabei auch auf autorisierte deutsche Fassungen gestoßen, die leider dem Puschkinschen Original weder inhaltlich noch bezüglich des sprachlichen Rhythmus‘ gerecht werden. Aus diesem Grunde habe ich mich selbst daran versucht, obwohl ich auf diesem Gebiet nur Laie bin.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie eventuell dazu beitragen könnten, dass meine Versionen der Gedichte neben den bereits veröffentlichten Fassungen bekannt gemacht werden. Ich erhebe dafür selbstverständlich keinerlei finanzielle Ansprüche.

    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Sichert

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