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Fjodor Dostojewski

Dostojewski Gedenktafel

Gedenktafel am Haus in St. Petersburg (heute Museum) in dem Dostojewski seinen letzen Roman ‚Die Brüder Karamasow‘ schrieb.

Fjodor Michajlowitsch Dostojewski (russisch: Федор Михайлович Достоевский) (1821 – 1881) st einer der meistgelesenen russischen Autoren weltweit. Dostojewski erforschte die menschliche Psyche. Er versuchte, die bewussten und unbewussten Vorgänge zu ergründen, die das Verhalten der Menschen bestimmen. Die bekanntesten Werke von Dostojewski sind Der Idiot, Die Brüder Karamasow, Die Dämonen und Schuld und Sühne.

2021 ist Dostojewski-Jubiläumsjahr. Anlässlich des 200. Geburtstags des Schriftstellers finden in Russland viele Veranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Festivals etc. statt.

In seinen Romanen zeigt Dostojewski Geisteszustände einfacher Menschen, die in einer Krise stecken und sich mit ihrem Leiden von der großen Welt alleingelassen fühlen.

Natürlich wird Dostojewski immer mit der widersprüchlichen und geheimnisvollen russischen Seele in Verbindung gebracht. Doch auch einige Leser aus dem Westen werden sich in seinen Charakteren wieder erkennen. Dostojewski hatte nicht nur die russische Literatur sehr stark geprägt. Er beeinflusste auch viele Schriftsteller und Philosophen weltweit, darunter Hermann Hesse, Thomas Mann, Friedrich Nietzsche, Albert Camus und Ernest Hemingway.

Die bekanntesten Werke von Fjodor Dostojewski
Über Fjodor Dostojewski
Zitate von Fjodor Dostojewski
Dostojewski Museum in St. Petersburg
Dostojewski Tag in St. Petersburg

Die bekanntesten Werke von Fjodor Dostojewski

Entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bleiben Dostojewskis Werke immer noch aktuell und zeigen, wie wenig sich der Mensch und die Welt bis heute verändert haben.

Die bekanntesten Werke von Fjodor Dostojewski:
Deutscher Titel Russischer Titel (Erscheinungsjahr)
Arme Leute Бедные люди (1846)
Die Weißen Nächte. Eine Liebesgeschichte. Белые ночи. Сентиментальный роман. (1848)
Die fremde Frau und der Mann unter dem Bett Чужая жена и муж под кроватью (1860)
Erniedrigte und Beleidigte Униженные и оскорбленные (1861)
Aufzeichnungen aus einem Totenhause Записки из мертвого дома (1860-62)
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch Записки из подполья (1864)
Der Spieler. Aus den Aufzeichnungen eines jungen Mannes. Игрок. Из записок молодого человека. (1866)
Der Doppelgänger. Ein Petersburger Poem. Двойник. Петербургская поэма. (1866)
Schuld und Sühne (auch „Verbrechen und Strafe“) Преступление и наказание (1866-67)
Der Idiot Идиот (1868)
Der ewige Gatte Вечный муж (1870)
Die Dämonen (auch „Böse Geister“) Бесы (1872)
Die Sanfte. Eine phantastische Erzählung. Кроткая. Фантастический рассказ. (1876)
Die Brüder Karamasow Братья Карамазовы (1880)

Über Fjodor Dostojewski

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Fjodor Dostojewski wurde am 11. November 1821 in der Familie eines verarmten Adeligen in Moskau geboren. In einer kinderreichen Familie aufgewachsen war Dostojewski ein selbständiges, temperamentvolles und einfühlsames Kind. Einen Großteil seiner Kindheit verbrach Dostojewski in der Klinik, wo sein Vater als Arzt arbeitete. Diese bedrückende Atmosphäre prägte den Charakter des jungen Fjodors, der wenig Kontakt zu der Außenwelt hatte und früh die Welt der Bücher für sich entdeckte. Vor allem Puschkin verehrte Dostojewski sein ganzes Leben lang als Halbgott.

Mit 17 Jahren wurde Dostojewski in die Ingenieurschule beim Militär in St. Petersburg eingeschrieben. Doch er zeigte kaum Interesse am Studium, galt als Außenseiter und las viel, unter anderem auch Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, E.T.A Hoffmann, Honoré de Balzac, Victor Hugo und George Sand.

Dostojewski Museum in St. Petersburg

In diesem Haus in St. Petersburg wohnte Dostojewski kurz im Oktober 1846 und dann vom Oktober 1878 bis Januar 1881.

Im Jahr 1846 veröffentlichte Dostojewski sein erstes Werk, den Briefroman „Arme Leute„, und wurde von der damaligen Literaturwelt als großes Talent sofort anerkannt.

Beflügelt von seinem ersten Erfolg widmete sich Dostojewski ganz der Literatur und schrieb in den darauf folgenden Jahren einige Kurzgeschichten, darunter „Die Weißen Nächte“ (1848).
Im April 1849 wurde Dostojewski gefangen genommen und in der Peter-Paul-Festung in St. Petersburg eingesperrt. Man beschuldigte ihn, einer geheimen Gesellschaft von Pertraschewski angehört zu haben, die sich kritisch über die damalige sozial-politische Lage Russlands äußerte. Dafür bekam Dostojewski sogar eine Todesstrafe, die vom Zaren in vier Jahre Verbannung geändert wurde. Dostojewski und die anderen Verurteilten erfuhren über ihre Begnadigung im letzten Moment, kurz vor der geplanten Erschießung. In einem Brief an seinen Bruder beschrieb Dostojewski die schrecklichen Momente, die er als Todesgeweihter durchleben musste, und verarbeitete diese Erfahrung später auch in seinem Roman „Der Idiot„.

Bis Februar 1854 saß Fjodor Dostojewski in einem Zwangsarbeitslager in Sibirien. Die Erfahrungen hielt der Dichter in seinem Buch „Notizen aus dem Totenhause“ fest. Die Verbannung veranlasste Dostojewski dazu, die Tiefen der menschlichen Seele und vor allem den Umgang mit dem Leiden noch intensiver zu erforschen.

Nach der Entlassung musste Dostojewski in Sibirien bleiben und heiratete 1857 seine erste Frau Marija Issajewa. Der Dichter lebte einige Jahre in Tver und durfte erst 1860 nach St. Peterburg zurückkehren. Von 1861 bis 1864 war Dostojewski zusammen mit seinem älteren Bruder Michail erfolgreicher Herausgeber der Zeitschrift „Die Zeit“ (russisch: „Время“), später „Epoche“ (russisch: „Эпоха“). In der Zeitschrift erschienen auch Dostojewskis Werke, unter anderem, der Roman „Erniedrigte und Beleidigte„.

Im Sommer 1862 reiste Dostojewski vor allem zur Verbesserung seiner Gesundheit durch Europa und besuchte Deutschland, Frankreich, Italien, England und die Schweiz.

Das Jahr 1864 stand für Fjodor Dostojewski unter einem schlechten Stern. Er musste den Tod seiner Frau, seines Bruders Michail und eines guten Freundes verkraften. Der Dichter selbst litt stark an Epilepsie, und die Geschäfte liefen schlecht.

1865 fuhr Dostojewski nach Wiesbaden und versuchte aus Verzweifelung seine finanzielle Lage durchs Spielen am Roulette zu verbessern, verlor jedoch alles, was er besaß. Über diese bitteren Erfahrungen schreibt er in seinem Roman „Der Spieler„. In Wiesbaden entstanden auch Teile des Romans „Schuld und Sühne„, der kurz nach Dostojewskis Rückkehr in St. Petersburg mit einem enormen Erfolg veröffentlicht wurde.
1867 heiratete Dostojewski seine zweite Frau Anna Snitkina. Zusammen verbrachten sie vier Jahre im Ausland. In Baden-Baden verfiel Dostojewski wieder seiner Spielsucht. Die schwerste finanzielle Krise seines Lebens veranlasste Dostojewski dazu, noch mehr zu schreiben. Zu dieser Zeit entstanden die Romane „Der Idiot“ und „Die Dämonen„.

Wieder in St. Petersburg, gelang es seiner Frau, die finanzielle Lage in den Griff zu bekommen und alle Schulden abzubauen. Seit 1873 genoss Dostojewski die wohl beste Zeit seines Lebens und wurde glücklicher Vater von einer Tochter und einem Sohn (zwei andere Kinder starben im Kindesalter).

Dostojewski starb am 9. Februar 1881. Sein Tod war ein Schock für ganz Russland. Tausende von Menschen kamen, um dem großen Schriftsteller die letzte Ehre zu erweisen. Dostojewskis Grab befindet sich auf dem Tichwiner Friedhof im Alexander-Newski-Kloster (russisch: Александро-Невская лавра) in St. Petersburg.

Zitate von Fjodor Dostojewski
Russisch Deutsch
Красота спасет мир. Die Schönheit wird die Welt retten.
Надо любить жизнь больше, чем смысл жизни. Man muss das Leben mehr lieben als den Sinn des Lebens.
У нас, у русских, две Родины – наша Россия и Европа. Wir, Russen, haben zwei Heimaten: unser Russland und Europa.
Безумцы прокладывают пути, по которым следом пойдут рассудительные. Die Verrückten legen die Wege an, über die ihnen die Vernünftigen folgen werden.
Жизнь задыхается без цели. Das Leben erstickt ohne Ziel.
Перестать читать книги – значит перестать мыслить. Aufhören, Bücher zu lesen, bedeutet aufhören zu denken.
Друг мой, вспомни, что молчать хорошо, безопасно и красиво. Mein Freund, erinnere dich, dass das Schweigen gut, ungefährlich und schön ist.

Dostojewski Museum in St. Petersburg

Dostojewski Museum

Eingang in das Dostojewski Museum in St. Petersburg

Während seiner Aufenthalte in St. Petersburg bewohnte Fjodor Dostojewski diverse Wohnungen. In seiner letzten Wohnung wurde ein Dostojewski Museum eingerichtet. Hier schrieb Dostojewski seinen letzen Roman Die Brüder Karamasow.

Adresse: Kusnetschni Pereulok 5 (russisch: Кузнечный переулок, дом 5/2)
Metro: Dostojewskaja / Wladimirskaja
Telefon: +7 812 571 4031 und +7 921 977 4300

Öffnungszeiten:
Montag Ruhetag
Dienstag von 11:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch von 13:00 bis 20:00 Uhr
Donnerstag bis Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr
Die Kassen schließen eine halbe Stunde vor Ende der Besuchszeit.

Eintrittspreise:
Erwachsene: 250 Rubel (ca. 3,31 Euro)
Schüler und Studenten: 100 Rubel (ca. 1,32 Euro)
Am 9. Februar, 18. Mai und 11. November kostenlos.
Wechselkurs Rubel / Euro

Offizielle Website des Dostojewski Museums in St. Petersburg (auf Russisch und Englisch)

Dostojewski Tag in St. Petersburg

Der Dostojewski Tag wird am ersten Juli-Samstag in St. Petersburg seit 2009 gefeiert. Der erste Samstag im Juli wurde deswegen ausgewählt, weil einer der bekanntesten Romane von Dostojewski „Schuld und Sühne“ mit folgenden Worten anfängt:
„Anfang Juli – es war extrem heiß – verließ gegen Abend ein junger Mann sein Kämmerchen, in der er in der S-m Gasse zu Miete wohnte, trat auf die Straße hinaus und ging langsam, so als wenn er zögern würde, Richtung K-n Brücke …“
Russisch: „В начале июля, в чрезвычайно жаркое время, под вечер, один молодой человек вышел из своей каморки, которую нанимал от жильцов в С-м переулке, на улицу и медленно, как бы в нерешимости, отправился к К-ну мосту …“

Traditionell werden um 11:00 Uhr am Grab von Fjodor Dostojewski in der „Nekropole der Künstler“ (ehemaliger Tichwiner-Friedhof) auf dem Gelände des Alexander-Newski-Klosters Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Den ganzen Tag über finden in St. Petersburg Shows, Straßenaufführungen, Flashmobs, Kinovorstellungen, Stadtführungen, Ausstellungen, Lesungen und viele andere Veranstaltungen rund um das Leben und die Werke von Fjodor Dostojewski statt.

Russische Klassiker

Alexander Puschkin: Das Leben und die bekanntesten Werke des größten Dichters Russlands
Iwan Gontscharow: sein „Oblomow“ erregte in ganz Russland viel Aufsehen
Leo Tolstoi: großer russischer Schriftsteller und Philosoph
Anton Tschechow: seine Dramen zählen zu den meistgespielten Theaterstücken weltweit
Michail Bulgakow: sein Roman „Der Meister und Margarita“ ist in Russland Kult

4 Kommentare zu “Fjodor Dostojewski”

  1. Rosemarie de Silva

    dostojewski,Puschin,Tolstoi sind weltweit große Schriftsteller,die immer aktuell bleiben werden,weil sie sich mit den Stärkenund Schwächen des Menschen beschäftigen und uns zeigen,wie wir uns verhalten können,menschlich.Ich liebe die russischen Klassiker!

  2. 200 Jahre Fjodor Dostojewskij gilt es dieses Jahr zu würdigen.
    Zu diesem Anlass ist vor wenigen Tagen ein neues Buch über ihn erschienen.
    „Dostojewski und die Liebe – Zwischen Dominanz und Demut“
    Erstmals widmet sich im deutschsprachigen Raum ein Buch umfassend und bewusst kritisch dem Verhältnis des russischen Dichters zur Frau.

    „Klaus Trost behandelt in seiner Studie über Dostojewskij und die Frauen einen Themenkomplex, um den Dostojewskij-Biografen sonst eher einen so diskreten wie ehrfürchtigen Bogen schlagen. Unter Verzicht auf philologische Rituale, gelingt es dem Autor, eine Forschungslücke zu schließen.“
    Prof. Dr. Andreas Guski

  3. Ralph-Günther Vogel

    in den „aufzeichnungen aus dem kellerloch“ erkenne ich gleichsam einen zeitgenossen, der ein helles licht in das dunkel unseres aktuellen tuns und lassen bringt.

  4. Steffi Andreas

    Einer der besten, die Einschätzung könnte auch davon kommen, da ich die russischen Schriftsteller sehr gerne lese und mag. Besonders jene des 19 Jahrhundert. Kann nichts dafür, gefällt mir eben!

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