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Mein russisches Abenteuer: Auf der Suche nach der wahren russischen Seele

von Jens Mühling

Mein russisches Abenteuer BuchcoverDer Journalist Jens Mühling fing an, sich für Russland zu interessieren als er einen russischen TV-Produzenten kennenlernte, der deutschen Fernsehsendern Filme über Russland mit gefälschten Geschichten verkaufte, die die gängigen Klischees bedienten. „Die wahren Geschichten in Russland sind unglaublicher als alles, was ich mir ausdenken könnte. Bloß kauft mir die in Deutschland niemand ab. Also erzähle ich die Geschichten, die man über Russland hören will“, sagte der Russe und fügte später hinzu: „Russland ist ein ziemlich interessantes Land. Und genau das ist das Problem. Es ist zu interessant. Es passiert zu viel. Du weißt morgens nicht, wie der Tag endet“. Für Jens Mühling, der in Berlin Journalistik studierte, war Russland damals lediglich ein „weißer Fleck“ auf der Landkarte. Er versuchte, sich „ein Land vorzustellen, in dem zu viel passiert. Ein Land, in dem die wahren Geschichten unglaublicher sind als die ausgedachten“.

Später reiste der Autor mehrmals nach Russland, lernte Russisch, beschäftigte sich mit der Geschichte Russlands und verfolgte aufmerksam die russische Presse. Eines Tages nahm Jens Mühling ein Jahr Urlaub und begab sich auf ein Abenteuer mit dem Ziel, das echte Russland kennenzulernen und Agafja, eine der letzten Nachkommen der Altgläubigen zu finden, die tief in Sibirien lebte. Als Altgläubige bezeichnet man Menschen, die nicht nur die Kirchenreform des 17. Jh. ablehnen, sondern sich generell weigern, den „Vormarsch des Westens“ in Russland zu akzeptieren.

Zitat aus dem Buch „Mein russisches Abenteuer“:

Viele Russen wollten nicht wahrhaben, dass die Bräuche ihrer Väter plötzlich weniger wert sein sollten als die Erfindungen von Ausländern, seien es englische Uhren, holländische Gemälde, deutsche Bücher oder griechische Kirchenregeln. …
Während Russland westwärts driftete, flohen die Altgläubigen ostwärts. Verfolgt von den Schergen des Patriarchen retteten sie sich in dünn besiedelte Randgebiete des russischen Reiches. Sie gründeten Kommunen, in denen die Zeit stillstand, in denen nichts den Geist des alten Russlands verwässerte, kein Tabak und kein Kaffee, kein Rasiermesser und kein Uhrwerk, kein Halleluja zu viel, kein Altarbrot zu wenig.

Der Aufbau des Buches „Mein russisches Abenteuer“

Jedes der sechs Kapitel des Buches „Mein russisches Abenteuer“ wird mit Zitaten über Russland und die Russen eröffnet. Eines davon ist von Fjodor Dostojewski und lautet:
„Es wird uns sehr schaden, wenn unsere Nachbarn und besser und genauer kennenlernen. Darin, dass sie uns bisher nicht verstanden haben, lag unsere Kraft.“

Unterschied zwischen Moskau und St. Petersburg, Auszug aus dem Buch "Mein russisches Abenteuer" von Jens Mühling

Unterschied zwischen Moskau und St. Petersburg, Auszug aus dem Buch „Mein russisches Abenteuer“ von Jens Mühling

Die erste Station der Reise ist Kiew: die Stadt, in der mit der Taufe des Fürsten Wladimir und der Kiewer Rus im Jahr 988 „die Erzählung Russlands“ begann. „Denn was vor der Taufe geschah, liegt heute weitgehend im Dunkeln“, sagt der Autor und erzählt kurz von den slawisch-warägischen Ursprüngen des Landes.

Neben Moskau und St. Petersburg bereist der deutsche Journalist kleine Dörfer und die entlegensten Orte. Dabei trifft er eine Vielzahl von Menschen, die ihm ihre Lebensgeschichten erzählen und die Welt zum Teil ganz unterschiedlich wahrnehmen. Darunter eine Kommunistin, einige Priester, ein Mathematiker, ein Forstwissenschaftler und viele andere.

Mit der Transsibirischen Eisenbahn reist der Autor von Moskau nach Krasnojarsk, berichtet von seinen Eindrücken und beschreibt recht anschaulich die Strapazen einer Reise durch diesen Teil von Russland vor dem Bau der Trasse im Jahr 1904.

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In Begleitung eines Archäologen, der „ein Drittel seines Lebens unter der Steppensonne verbracht hatte“ erkundet Jens Mühling die Uralsteppe und erzählt über die Eroberung Sibiriens im 17. Jahrhundert, die Südexpansion Russlands zu Zeiten von Katherina der Großen und das Schicksal der Steppenvölker.

Vom Ural geht es 2.000 km durch die Steppe zum Schwarzen Meer, ins Land der Kosaken und nach Sotschi, „Russlands subtropisches Badeparadies“.

Nach Sibirien zurückgekehrt, reist Jens ein zweites Mal durch die Taiga, diesmal zusammen mit einem Forstinspektor, einem Bootsfahrer und einer Linguistin.

Russland durchquert der Autor in typisch russischen Zügen, steigt in die Nahverkehrszüge Elektirschka, reist mit dem modernen Schnellzug von St. Petersburg nach Moskau, benutzt Busse, Linientaxis Marschrutka, Boote und andere Transportmittel. Dabei wird er immer wieder von den Entfernungen und den Landschaften Russlands beeindruckt.

Karte von Sibirien mit Stationen der Reise in diesem Gebiet aus dem Buch "Mein russisches Abenteuer" von Jens Mühling

Karte von Sibirien mit Stationen der Reise in diesem Gebiet aus dem Buch „Mein russisches Abenteuer“ von Jens Mühling

Auszug aus dem Buch Mein russisches Abenteuer:
Entfernungen haben in Sibirien etwas Unwirkliches, Ungreifbares. Schleichend durchqueren die Züge kilometerweises Nichts, in dem das Auge jedes Gefühl für die zurückgelegte Distanz verliert. Die Fahrpläne in den Zügen, die Zeitangaben auf den Fahrkarten, die Uhren auf den Bahnsteigen, alles tickt abstrakt nach Moskauer Ortszeit. Das Verstreichen von Stunden verschwimmt. Die Mitreisenden warten stoisch, und jedes Gespräch über Entfernungen endet mit wegwerfenden Handbewegungen – zwei Tage, das ist nichts, tausend Kilometer, das ist nichts, das ist gar nichts. Irgendwann empfindet man es selbst nicht mehr anders.

Bei seiner monatelangen Reise durch Russland trinkt der Deutsche einige Flaschen Wodka, unzählige Liter Tee, schwitzt im Dampfbad Banja, das von seinen Gastgebern „als russischstes aller Rauschmittel“ bezeichnet wird, und erlebt unzählige andere Abenteuer.

Das Buch „Mein russisches Abenteuer“ von Jens Mühling ist eine spannende und lehrreiche Reise durch das altertümliche und moderne Russland. Obwohl die russische Seele wohl immer unbegreiflich bleiben wird, werden die Leser dem Geheimnis etwas näher auf der Spur kommen.

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