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Geschichte von Moskau

Denkmal für den Fürsten Juri Dolgoruki in Moskau

Fürst Juri Dolgoruki, Denkmal für den Gründer von Moskau

Am 9. September 2023 feierte Moskau das 876. Jubiläum. Doch ob die Geschichte von Moskau wirklich erst im Jahr 1147 anfing, ist unklar. Auf dieses Datum einigten sich die Experten im 19. Jahrhundert. Doch laut manchen alten Schriften und Legenden ist Moskau viel früher entstanden. Auch neue archäologische Funde lassen die Historiker das offizielle Gründungsdatum der russischen Hauptstadt in Frage stellen.

Klar ist, dass dort, wo jetzt Moskau steht, bereits vor unserer Zeitrechnung Menschen lebten. Die erste slawische Siedlung wird auf das 10. Jahrhundert datiert. Allerdings ist eine Ansammlung von Häusern noch keine Stadt. Und außerdem ist eine Stadtgründung ein kulturelles und politisches Ereignis und kann nicht mit der Entstehung einer Siedlung gleichgestellt werden. Im Mittelalter konnten nur Fürsten eine Siedlung zur Stadt erheben. Der Fürst Juri Dolgoruki war der erste, der im Jahr 1147 von Moskau sprach. Er gilt als der Gründer von Moskau.

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Die Geschichte von Moskau im Überblick

1147 Gründung der Stadt Moskau.
Moskau wird zum ersten Mal in einer Chronik erwähnt. Als Gründer gilt Fürst Juri Dolgoruki (1090–1157). Die Stadt wurde nach dem Moskwa-Fluss benannt.

1156 Bau des ersten Befestigungsanlage aus Holz.
Das war der erste Kreml.

1238 Das mongolische Heer erobert Moskau.
Unter der Herrschaft der Mongolen können die russischen Fürsten in Moskau (so wie auch in anderen von den Mongolen eroberten Gebieten) regieren, müssen aber hohe Abgaben an die Mongolen zahlen.

1272 Daniil von Moskau, der Urenkel von Juri Dolgoruki, wird Fürst von Moskau.
Der Fürst Daniil gründet das Danilow-Kloster, das erste Kloster in Moskau. Das seitdem mehrmals umgebaute Kloster kann heute besichtigt werden.
Der Fürst Daniil gilt als der Stammvater der Großfürsten von Moskau und der russischen Zaren. Die Dynastie endete mit dem Tod des Zaren Fjodor I. im Jahr 1598.

1325 – 1340 Der Großfürst Iwan I. Kalita macht Moskau zum wichtigen politischen, geistlichen und kulturellen Zentrum.
Der Großfürst von Moskau Iwan I. Kalita schafft es, das Vertrauen mongolischer Herrscher zu gewinnen. Die Mongolen verleihen Moskau den Status des Großfürstentums und die Vormachtstellung über andere von ihnen eroberten Fürstentümer.

1325 Der Metropolit von Kiew und ganz Rus Petr verlagert seinen Sitz nach Moskau.
Damit akzeptiert auch die höchste Kircheninstanz die Vorherrschaft Moskaus über das ganze Land.

1380 Der Großfürst von Moskau Dmitri Donskoi besiegt zum ersten Mal die Goldene Horde.
Die Niederlage des tatarisch-mongolischen Heeres auf dem Schnepfenfeld gilt als ein wichtiger Meilenstein bei der Befreiung des Landes von der Fremd­herr­schaft.

1462 – 1505 Während der Regierungszeit von Iwan III. dem Großen entsteht der neue Russische Staat mit Regierungssitz in Moskau.
Der Großfürst von Moskau Iwan III. der Große vereint mehrere russische Fürstentümer unter seiner Herrschaft und stärkt die führende Machtstellung Moskaus. Während der Regierungszeit von Iwan III. wird das Land endgültig von den Mongolen befreit.
1472 heiratet Iwan III. der Große die Nichte des letzten Kaisers von Byzanz. Nach dem Fall Konstantinopels erklärt er sein Reich zum „dritten Rom“. So wird Moskau zum Zentrum des orthodoxen Glaubens.
Iwan III. der Große holt italienische Architekten nach Moskau. Sie arbeiten vor allem am Ausbau des Moskauer Kreml.

1547 Iwan IV. der Schreckliche lässt sich zum „Zaren der ganzen Rus“ krönen und macht Moskau zur Hauptstadt seines Reiches.
Im selben Jahr heiratet der 16-jährige Iwan Anastassia Romanowa. Der Großcousin ihres Sohnes Fjodor wird später der erste russische Zar der Romanow Dynastie (Michail Romanow).

1547 – 1712 Moskau ist die Hauptstadt des Russischen Staates (offizielle Bezeichnung: Zarentum Russland).

1612 Minin und Poscharski befreien Moskau von der polnischen Besetzung.
Die Polen nahmen Moskau 1610 ein. Erst 1612 gelingt es dem russischen Heer unter der Führung von Kuzma Minin und Fürst Dmitri Poscharski, die Polen zu vertreiben. Zu Ehren dieser zwei Volkshelden wird 1818 ein Denkmal auf dem Roten Platz errichtet.

1712 Zar Peter I. der Große verlagert die Hauptstadt von Moskau nach St. Petersburg.

1728 – 1730 Moskau wird wieder zur Hauptstadt.

1730 Die Hauptstadt wird wieder nach St. Petersburg verlegt.
Die russischen Zaren werden aber weiterhin im Moskauer Kreml gekrönt.

1741 – 1762 Regierungszeit der Zarin Elisabeth.
Die in Moskau geborene Tochter von Peter dem Großen kümmert sich gut um ihren Geburtsort, lässt einige Bauen im Kreml restaurieren und feiert große Feste in der Zarenresidenz bei Moskau Lefortowo.

1755 Gründung der Moskauer Universität, der ersten klassischen Universität in Russland.
Die Zarin Elisabeth fördert die Aufklärung und lässt in Moskau und anderen russischen Städten Schulen bauen. Die Eröffnung der Moskauer Universität gilt als einer der größten Verdienste der Zarin Elisabeth. Die Idee, in Russland eine Universität zu gründen, stammte vom Gelehrten Michail Lomonosov. Seit 1940 trägt die Universität seinen Namen.

1770-1771 In Moskau bricht eine Pestepidemie aus.
Es wird vermutet, dass russische Soldaten die Pest nach Moskau aus Südeuropa brachten. (Russland befand sich gerade im Krieg mit dem Osmanischen Reich.) Die Pest wütet fast ein Jahr. Im August 1771 sollen bis zu tausend Menschen täglich daran gestorben sein. In Moskau bricht Panik aus. Es kommt zu einem Volksaufstand, der als die Moskauer Pestrevolte in die Geschichte eingeht.

1812 Moskau wird von einem Brand fast komplett zerstört.
Beim Vaterländischen Krieg gegen Napoleon in Russland entscheidet der Oberbefehlshaber der russischen Armee Michail Kutuzow, Moskau kampflos Napoleon zu überlassen. Gleich nach dem Einzug von Napoleons Truppen in Moskau wird die Stadt an mehreren Stellen in Brand gesetzt. Die Brandursache ist nicht ganz klar. Die Franzosen waren sich sicher, dass die Brände auf Befehl des Moskauer Gouverneurs Rostoptschin gelegt wurden. Laut einer anderen Version, haben die französischen Soldaten die Brände selbst aus Versehen durch ihr unkontrolliertes Handeln ausgelöst. Für die französische Armee war der Brand jedenfalls von großem Nachteil. Das verheerende Feuer wütet mehrere Tage und vernichtet ca. drei Viertel der Stadt. Napoleon kann nun nicht wie geplant in Moskau überwintern und muss im Oktober mit seiner geschwächten Armee weiterziehen.
Bis heute gibt es in Moskau Häuser, die den Brand vom September 1812 überstanden haben.

1813 Zar Alexander I. gründet eine „Kommission für den Aufbau Moskaus“.
Vor allem konzentriert man sich darauf, stabile Häuser für die Einwohner Moskaus zu bauen. Die Kommission arbeitet effizient. Sie bestimmt die Anordnung, die Fassaden der Häuser, stellt Baumaterial zur Verfügung und hilft, Baupläne zu erstellen. Bis 1817 ist das Problem der Wohnhäuser so gut wie gelöst.
Den Platz, der durch den Brand in Moskau frei geworden ist, wird genutzt, um breitere Straßen anzulegen. Anstelle eines Erdwalls baut man eine gepflasterte Ringstraße mit Gehwegen und Gärten. So entsteht der heutige Gartenring.
Zu Ehren des Zaren Alexander I. wird 1819-1823 der Alexandergarten an der Kremlmauer angelegt.
Der von von 1829 bis 1834 gebaute Triumphbogen erinnert an den Sieg Russlands über Napoleon.

1918 Moskau wird Hauptstadt der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) und ab 1922 die Hauptstadt der UdSSR.

1935 Eröffnung der Moskauer Metro
Die erste Metro Linie verläuft zwischen der Station Sokolniki und Park Kultury.

1939 Moskau bekommt Fernsehen.

1941 – 1942 Bei der Schlacht um Moskau im Zweiten Weltkrieg werden die Deutschen Truppen aufgehalten und zurückgeworfen.

1945 Erste Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau.

1948 – 1957 Bau der Sieben Schwestern.
Die sieben im stalinistischen Zuckerbäckerstil gebauten Hochhäuser werden auch als Stalin-Hochhäuser bekannt. Die Sieben Schwestern sind: das Hauptgebäude der Moskauer Lomonossow-Universität auf den Sperlingsbergen, das Außenministerium, Hotel Ukraine, Hotel Leningradskaja, Wohnhaus an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße, Wohnhaus am Kudrinskaja-Platz und Haus am Roten Tor.

1980 In Moskau finden die XXII. Olympischen Sommerspiele statt.

1991 Augustputsch in Moskau.
Eine Gruppe von Militärs und Funktionären der Kommunistischen Partei versucht, den Zerfall der Sowjetunion zu verhindern und Michail Gorbatschow als Präsidenten abzusetzen. Panzer rollen über die Straßen von Moskau. Tausende von Menschen versammeln sich überall in Moskau, protestieren gegen die Verschwörer und versuchen zu verhindern, dass die Kommunisten wieder die Macht ergreifen. Drei Männer sterben. Die größte Protestaktion findet vor dem Weißen Haus in Moskau statt. Der Staats­streich kann verhindert werden.

1991 Nach dem Zerfall der UdSSR wird Moskau zur Hauptstadt der Russischen Föderation.

1992 – 2010 Juri Luschkow ist Oberbürgermeister von Moskau.
In den 90er-Jahren verändert sich Moskau stark. Es kommt zu einem wahren Bauboom. Wiederaufgebaut werden die von den Bolschewiken zerstörte Christ-Erlöser-Kathedrale sowie die Kasaner Kathedrale und das Auferstehungstor am Roten Platz. Zum 850-jährigen Jubiläum 1997 wird in Moskau viel renoviert. Gleichzeitig werden aber auch viele historische Gebäude abgerissen. Man beginnt mit dem Bau von Moskau City, dem Moskauer Internationalen Geschäftszentrum am Moskwa-Ufer in der Nähe des Weißen Hauses.
Der Moskauer Oberbürgermeister Luschkow wird wegen seiner Baupolitik in Moskau oft kritisiert und kontrovers diskutiert.

2011 – 2017
Man versucht, die größten Probleme der russischen Hauptstadt zu lösen. Dazu gehören die schlechte Luftqualität, Staus, die Parksituation, die mangelnde Versorgung mit öffentlichen Toiletten etc.
Im Rahmen der Aktion „Eine Million Bäume“ werden in Moskau laut offiziellen Angaben von 2013 bis 2017 ca. vier Millionen Bäume und Büsche gepflanzt. Der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin bezeichnet Moskau als eine der grünsten Metropolen der Welt.
Das historische Zentrum von Moskau wird gründlich renoviert. Dabei werden Bürgersteige erweitert, Fassaden restauriert, die Straßenbeleuchtung verbessert, Fußgängerunterführungen gebaut etc.

Der 2017 fertiggestellte 374 Meter hohe Turm Federazija in Moskau City ist der höchste Wolkenkratzer Europas.

9. September 2017 Eröffnung des Parks Sarjadje im Zentrum von Moskau.
Der zum 870. Jubiläum eröffnete Park Sarjadje liegt in der Nähe vom Kreml und ist 13 Hektar (ca. 18 Fußballfelder) groß. Hier kann man die Pflanzenwelt aus vier typisch russischen Landschaften bestaunen: Wald, Tundra, Steppe und satte Wiesen. Die 13 Meter über dem Moskwa-Fluss schwebende Brücke bietet einen guten Blick auf den Kreml und die Basilis-Kathedrale. Der Park Sarjadje ist rund um die Uhr kostenlos zugänglich.

Weitere Informationen zur Hauptstadt von Russland:

Moskau im Überblick
Kreml – das Herz von Moskau
Das Bolschoi Theater in Moskau: ein Symbol für die russische Kultur
Moskauer Metro – die schönste U-Bahn der Welt
Silvester in Moskau feiern
Moskauer Flughäfen

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