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Wodka Museum in Sankt Petersburg

(russisch: Музей Русской Водки)
Im Wodka spiegelt sich die Geschichte von Russland

Museum des russischen Wodkas

Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg

Das Museum des russischen Wodkas liegt im Zentrum von St. Petersburg und erzählt die Geschichte des russischen Nationalgetränks vom 15. Jahrhundert bis zum heutigen Tage. Die Besucher erfahren wo und wann die Wodka-Herstellung in Russland begann, wie er getrunken wurde, wie die Herrscher ihn für ihre Zwecke benutzten, welchen Einfluss das hochprozentige „Wässerchen“ auf die russische Wirtschaft hatte und noch viele andere interessante Fakten.
Die zwei Säle des Wodka Museums beherbergen über Tausend Ausstellungsstücke aus verschiedenen Epochen, darunter Wodkaflaschen, Trinkgefäße und andere Utensilien, Etiketten, Gemälde, Fotos, Plakate und noch vieles mehr.
Wer eine geführte Tour durch das Museum des russischen Wodkas mitmacht, erfährt außerdem Einiges über die russischen Bräuche, Traditionen und die mit dem Wodka verbundenen Rituale.
Ganz nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ bietet das Museum auch Wodka-Verkostungen an. Serviert wird der Wodka auf die typisch russische Art mit kleinen Häppchen Sakuski. So wird der Museumsbesuch zu einem berauschenden Erlebnis.

Russischer Wodka: die Geschichte

Getreidearten für Wodka

Getreidearten für die Herstellung eines russischen Wodkas: Roggen, Weizen, Hafer und Buchweizen

Es waren einmal russische Mönche, die bei ihrer Reise nach Konstantinopel ein aus Trauben gebrautes alkoholisches Getränk probiert haben. Der Trunk hinterließ so einen starken Eindruck, dass die Mönche bei ihrer Rückkehr nach Russland das erste Destilliergerät anfertigten. Für die Herstellung des Getränks musste allerdings Getreide verwendet werden, weil es in Russland keine Weintrauben gab. So oder so ähnlich soll der russische Wodka entstanden sein. Im Museum erfährt man, dass die ersten Wodkas vor allem aus Roggen hergestellt wurden, weil diese Getreideart in Russland sehr verbreitet war. Um den Geschmack zu variieren, fügte man Weizen, Hafer, Buchweizen oder Hopfen hinzu. Erst später hat Weizen den Roggen als Grundlage für die Wodka Herstellung abgelöst.

Wachsfiguren

Eine mit Wachsfiguren nachgestellte Szene versetzt in das Russland des 15. Jh.

Das russische Wort für „Wodka“ (водка) ist von „Wasser“ (вода) abgeleitet. Früher gab es in Russland viele Bezeichnungen für Wodka, darunter Brotwein, Branntwein oder bitterer Wein. Das anfangs als Heilmittel getrunkene Wunder-Wässerchen wurde bei der russischen Bevölkerung immer beliebter. 1478 führte Zar Iwan III. ein Staatsmonopol auf die Herstellung des Brotweines ein. Im Wodka Museum in St. Petersburg kann man sehen, wie ein Destilliergerät im 15. Jahrhundert in Russland aussah. Zwei Wachsfiguren stellen einen Mönch und einen Adeligen dar.

Das 18. Jahrhundert gilt als das goldene Zeitalter des russischen Wodkas. Mit seiner Vorliebe für rauschende Feste sorgte zunächst Zar Peter der Große für die Verbreitung von Wodka in Russland. Bei der Führung im Museum erfährt man, dass der Alkoholgehalt von Wodka damals bei ca. 18% lag.

1 Liter Glas Wodka

Rechts in der Vitrine steht ein 1 Liter Glas wie es zu Zeiten von Peter dem Großem als Straf-Glas benutzt wurde

Wer zu einer Feier von Zar Peter dem Großen zu spät erschien, musste als Strafe einen Liter Wodka auf einmal trinken. So entstand der in Russland immer noch praktizierte Brauch, verspäteten Gästen als erstes ein Straf-Gläschen (russisch: штрафная [schtrafnája]) einzuschenken.

Mit der Zeit ist der Alkoholgehalt von Wodka immer mehr gestiegen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts führte Zarin Katharina die Große die Wodka Steuer ein. Wer zu Hause Wodka brennen wollte, musste vom Staat eine Lizenz kaufen. Zu dieser Zeit entstanden Wodkas mit verschiedenen Geschmacksrichtungen. Im Museum gibt es Rezepte diverser Wodkas der damaligen Zeit. Die besten russischen Wodkas schickte Katharina die Große ihren europäischen Freunden wie Voltaire oder Goethe.

Früher wurde der Wodka in Russland nicht in Flaschen, sondern in schönen Gefäßen serviert. Bei feierlichen Anlässen und in manchen feinen Restaurants wird dieser Brauch immer noch gepflegt.

Wodka-Gefäße und Schnapsgläser

Wodka-Gefäße und Schnapsgläser aus der Kollektion des Museums des russischen Wodkas in St. Petersburg

Das Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg zeigt auch eine interessante Kollektion von Flaschen-Verschlüssen, Karaffen, Wodkagläsern und Servicen vom 17. Jahrhundert bis zum heutigen Tage. Darunter witzige Exemplare und richtige Kunststücke aus Glas, Silber und anderen Materialen. Es gibt Kreationen in Form von Blumen, Schwänen oder Teufelchen. Kurios ist, dass die Teufelchen sich optisch vergrößern, wenn man Wodka eingießt. Das ist eine Anspielung auf den in Russland gebräuchlichen Ausdruck „sich bis auf die Teufelchen besaufen“ (russisch: „напиться до чёртиков“ [napítsa da tschjórtikof]), also sich so betrinken, bis man Teufelchen sieht bzw. bis man vom Teufel geholt wird.

Die Herstellung von Wodka wurde in Russland zu einem extrem profitablen Geschäft, das so genannte Wodka-Könige hervorbrachte. Den wichtigsten davon sind im Museum separate Vitrinen gewidmet.

Verschlüsse für Wodka-Flaschen

Antike und moderne Verschlüsse für Wodka-Flaschen

Die Marke Smirnoff, zum Beispiel, ist heute weltweit bekannt. Peter Smirnoff (russisch: Пётр Смирнов) war der Wodka-Lieferant der russischen Zaren. 1864 gründete er in Moskau eine kleine Brennerei, baute das Unternehmen konsequent aus und bekam für seine hochqualitative Produkte internationale Auszeichnungen. Sein Sohn Wladimir Smirnoff übernahm das Geschäft, musste aber nach der Oktoberrevolution 1917 aus Russland fliehen und verlor sein ganzes Vermögen. Doch er schaffte es, neue Brennereien in Konstantinopel und Paris aufzubauen. 1934 verkaufte Smirnoff das Unternehmen und der Firmensitz wurde von neuen Eigentümern in die USA verlegt.
Der Hauptkonkurrent von Smirnoff Ende des 19. Jh. war Alexander Dolgow (russisch: Александр Долгов), der Wodka-Hersteller aus Nischni Nowgorod.

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Der Moskauer Wodka-Produzent Nikolai Schusstow (russisch: Николай Шустов) hatte eine ausgeklügelte Vermarktungsstrategie. Er bezahlte junge Leute aus guten Familien dafür, dass sie in renommierten Restaurants seine Produkte bestellten. Gab es im Restaurant keinen Schusstow-Wodka, sorgten sie mit ihren lautstarken Beschwerden für großes Aufsehen. Um weitere Vorfälle zu vermeiden, deckten sich die Restaurants mit Schusstows Spirituosen ein.
Der größte Wodka-König in St. Petersburg war Beckmann, der auch Weine, Cognac und Mineralwasser verschiedener Geschmacksrichtungen herstellte.

1903 gab es allein in St. Petersburg 40 Wodka-Brennereien: vier staatliche und 36 private. Eine Karte im Museum zeigt die Verteilung der Brennereien in der Stadt. Heute stellen nur drei Brennereien in St. Petersburg Wodka her.

Wissenschaftler Mendelejew

Der russische Wissenschaftler Mendelejew experimentierte mit Spiritus / Wasser Mischungen

1865 präsentierte der russische Chemiker Dmitri Mendelejew (russisch: Дмитрий Менделеев) seine Doktorarbeit über die Verbindungen von Spiritus mit Wasser. Eigentlich befasste sich Mendelejew in dieser Arbeit mit Lösungen, die viel hochprozentiger sind als der Wodka. Trotzdem wird dem Wissenschaftler die Erfindung der Wodka-Formel nachgesagt. Im Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg ist das Laboratorium von Dmitri Mendelejew mit dem Wissenschaftler als Wachsfigur nachgestellt. Bei der Führung erfährt man, dass der perfekte Wodka 38,5% Alkohol enthalten sollte. Später wurde dieser Anteil auf 40% erhöht. Interessant ist, dass der Alkoholgehalt eines gekühlten Wodkas etwas höher ist. Unter anderem ist es wohl auch deswegen üblich, Wodka kalt zu trinken. Offiziell wurde der erste Wodka mit 40 Volumenprozent Alkohol im Jahr 1894 hergestellt und hieß „Moskowskaja Osobaja“ (russisch: „Московская особая“), übersetzt „Moskauer Besonderer“.

Entwicklung des russischen Wodkas

Ausstellungsstücke veranschaulichen die Entwicklung des russischen Wodkas im 20. Jh.

Der zweite Saal des Museums erzählt die Geschichte von Wodka im 20. Jahrhundert. Um den starken Alkoholkonsum in Russland einzudämmen, verbot die Regierung Ende 1914 die Herstellung und den Verkauf von Wodka. Erst 1924 wurde das Verbot durch Stalin aufgehoben. Die Wodka-Produktion nahm stark zu. 1938 wurde die Rezeptur und die Handelsmarke Stolichnaya (russisch: Столичная, übersetzt „von der Hauptstadt“) patentiert. Inzwischen gehört der aus Weizen und Roggen hergestellte Wodka zu den weltweit bekanntesten Marken.

1985 führte Michail Gorbatschow wieder ein Alkoholverbot in Russland ein. Im Museum sieht man die Vorrichtung, mit der viele Russen versuchten, Hochprozentiges Zuhause herzustellen. Auf ein Gefäß mit entsprechenden Zutaten wurde ein Gummihandschuh gestülpt. Sobald er sich aufgeblasen hat, war das Getränk fertig. Weil die Konstruktion wie eine winkende Hand aussah, hieß der selbstgebrannte Wodka im Volksmund „Hallo für Gorbatschow!“ (russisch: Привет Горбачёву). In den Vitrinen des Museums gibt es auch Bezugsscheine für Wodka und andere Produkte aus der Gorbatschow Zeit. Das Alkoholverbot galt bis 1990.

Das Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg verfügt über eine Kollektion von Wodka-Flaschen. Interessant ist, dass Wodka nicht nur in Glas- und Porzellangefäße, sondern auch in Tuben abgefüllt wurde. Gerne wird Wodka als Schachtelpuppe Matroschka verpackt. Ein besonderes Exemplar ist eine Wodka-Flasche in Form des Maschinengewehrs Kalaschnikow.

Kollektion von Wodka-Flaschen und Etiketten

Kollektion von Wodka-Flaschen und Etiketten

Bar des Museums des russischen Wodkas

Bar des Museums des russischen Wodkas in St. Petersburg

Im zweiten Saal des Museums findet auch die Wodka-Degustation statt. Zur Auswahl stehen über 200 Wodka-Sorten. Eine Top Ten Liste zeigt die zehn meistverkauften Wodkas in St. Petersburger Restaurants, darunter bekannte Marken wie Beluga, Russian Standard und Stolichnaya. Sehr gut, preiswert und im Westen wenig bekannt ist, zum Beispiel, der in St. Petersburg hergestellte Wodka Tsarskaya (russisch: Царская, also Zaren-Wodka) bzw. Tsarskaya Gold. Weich im Geschmack sind sibirische Wodkas wie Baykal (russisch: Байкал, zu Deutsch „Baikal“) oder Mamont (russisch: Мамонт, übersetzt „Mammut“). Wer etwas ganz besonderes probieren möchte, greift zu Samogon (russisch: Самогон, übersetzt „Selbstgebrannter“), einem Wodka mit 45% Volumen Alkohol. Diese Wodkas eignen sich natürlich auch als Mitbringsel aus Russland. Wer Wodka als Souvenir mitnimmt, sollte die Zollbestimmungen seines Ziellandes beachten. So darf ein mind. 17 Jahre alter Reisender 1 Liter Spirituosen mit einem Alkoholgehalt von mehr als 22 Volumenprozent abgabenfrei aus einem Nicht-EU-Mitgliedstaat nach Deutschland oder Österreich einführen. Es wird empfohlen, den Kaufbeleg aufzubewahren.
Hinweise für Zollbestimmungen bei Russland-Reisen

Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg: Informationen für Besucher

Wodka-Degustation: Drei Wodkas mit typisch russischen Häppchen Sakuski

Wodka-Degustation: Drei Wodkas mit typisch russischen Häppchen Sakuski

Das Museum liegt im historischen Zentrum von St. Petersburg, nicht weit von der Isaakskathedrale und dem Alexander Garten. Ein Rundgang durch das Museum mit anschließender Wodka-Degustation dauert ca. 45-60 Minuten.

ADRESSE
Konnogwardejski Boulevard, 4
(russisch: Конногвардейский бульвар, д. 4)

ANFAHRT
1) Metro-Station „Admiraltejskaja“ (russisch: Адмиралтейская), dann ca. 15-20 Minuten zu Fuss oder mit dem Bus 100 Richtung Kasanskaja Ploschtschad (Казанская площадь).
2) Metro-Stationen „Newski Prospekt“ (Невский проспект) oder „Gostiny Dwor“ (Гостиный двор), dann mit dem Trolleybus 5 oder 22.

ÖFFNUNGSZEITEN
täglich 12:00 bis 19:00 Uhr

TICKET-PREISE

Eingang in das Museum des russischen Wodkas

Eingang in das Museum des russischen Wodkas in St. Petersburg

– Eintritt (Selbstbesichtigung): 200 Rubel (ca. 2,63 Euro)
– Selbstbesichtigung und Degustation*: 450 Rubel (ca. 5,90 Euro)
– Führung auf Russisch oder Englisch inkl. Eintritt und Degustation*. Dauer: ca. 30 Minuten: 600 Rubel (ca. 7,88 Euro)
– Audioguide: 300 Rubel (ca. 3,94 Euro)
*Eine Degustation beinhaltet drei Wodka-Sorten mit drei typisch russischen Häppchen Sakuski: knackige Salzgurken, Schwarzbrot mit Speck oder Ostseehering.

Für Gäste des Restaurants „Russkaya Rjumotschnaja Nr. 1“ (russisch: Русская Рюмочная №1) reduzieren sich die Preise um je 100 Rubel (ca. 1,31 Euro). Das mit dem Museum des russischen Wodkas verbundene Restaurant bietet feine russische Küche mit typischen Speisen wie Hering im Pelzmantel, Fischsuppe Ucha, Ofenkartoffel mit Kaviar, Teigtaschen Piroschki mit verschiedenen Füllungen, Nudelspezialität Pelmeni, Beef-Stroganoff, Pfannkuchen Blini, etc. Die Preise liegen bei ca. 280 bis 5.100 Rubel (ca. 3,68 bis 67 Euro). 50 ml Wodka kosten im Restaurant je nach Sorte zwischen 110 und 870 Rubel (ca. 1,44 und 11,43 Euro).
Aktueller Wechselkurs Rubel / Euro

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Ein Kommentar zu “Wodka Museum in Sankt Petersburg”

  1. Mischa

    Diese Videos sind nicht nur sehr informativ. Die Deutschkenntnisse der Repräsentantin sind überragend. Und es ist wirklich herzig gemacht, gefällt mir. Ich war gerade für zwei Wochen in Piter und habe das Vodka Museum nicht besucht, ich muss sofort zurück !!! 🙂

    Dankeschön und Grüsse aus der Schweiz.

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